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Seoul: Die "Groupe F" erleuchtet den Lotte World Tower

Am 2. April 2017 wurde in Seoul, Südkorea, der Lotte World Tower, der zu den größten Hochhäusern weltweit zählt, eröffnet. Zu diesem Anlass wurde Tausenden Koreanern ein riesiges Feuerwerk auf dem 550 Meter hohen Wolkenkratzer geboten. Veranstalter der Show war die auf pyrotechnische Inszenierungen spezialisierte französische "Groupe F". Eric Fauroux, der Verantwortliche des Unternehmens für Feuerwerk-Veranstaltungen in großen Höhen, berichtet über diesen nicht alltäglichen Einsatz.

14 Juni 2017

Zugang mit Seil und Beengte Räume

© Phil Bence

Ivan steigt am Seil weider auf, nachdem er das Feuerwerk installiert hat.

 

Wer ist Groupe F? Seit wann inszeniert ihr vertikale Feuerwerke? 

"Groupe F war ein Pionier in der Durchführung von vertikalen Feuerwerken auf Hochhäusern. Das erste Feuerwerk dieser Art fand zum Jahreswechsel 1999/2000 auf dem Eiffelturm statt. Seither haben wir zahlreiche weitere Projekte dieser Art realisiert, darunter die ersten vier Feuerwerke auf dem Burj Khalifa in Dubai (828 m) und auf dem Taipei 101 (509 m), während der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Rio sowie in den letzten Jahren zur Feier des 14. Juli auf dem Eiffelturm."

© Phil Bence

In schwindelerregender Höhe 500 m über dem Boden!

Wie habt ihr das Projekt in Angriff genommen?

"Wie bei jedem Feuerwerk auf einem Hochhaus haben wir uns zunächst mit der Installation der für dieses Gebäude und die Inszenierung geeigneten Zugangswege und Haltesysteme befasst.

Auf diesem Hochhaus haben wir 6 vertikale Abschusslinien installiert. Jede Linie war 430 m hoch und in 3 Abschnitte von 50, 180 und 200 m unterteilt.  Insgesamt haben wir 536 Abschussstellen installiert.

Diese Art von Installation ist mit zahlreichen Schwierigkeiten verbunden: 

  • Das Arbeiten bei Dunkelheit, Kälte, Unwetter
  • Das Einrichten im Stadtbereich von Sicherheitsbereichen am Boden
  • Die Höhe
  • Die erforderlichen Seillängen, die bei diesem Wolkenkratzer bis zu 200 m erreichten
  • Und die größte Schwierigkeit bei diesem Projekt: Für die Hälfte der Arbeitshöhe gab es von unten keinen Zugang im Gebäude. Die Seilzugangstechniker mussten die gesamte Ausrüstung über 200 m am Seil nach oben transportieren.  

Für die Durchführung der Installation benötigten wir 8 km Seil, 2000 Karabiner und 4 km Stromkabel. Ein Team von 29 Seilzugangstechnikern arbeitete fünfzehn Nächte lang, bis alles fertig war. Für den Abbau brauchten sie ganze vier Nächte. Das Wetter hat es gut mit uns gemeint.

Das Risiko, dass auch nur der kleinste Gegenstand herunterfallen könnte, muss ausgeschlossen werden. Wir befassen uns im Vorfeld eingehend mit den Zugangsmöglichkeiten und Haltesystemen, um dieses Risiko zu minimieren. Wenn etwas herunterfallen würde, wäre dies das Ende des Projekts."

© Phil BenceBob achtet darauf, die Feuerplatte nicht anzustoßen.

Welche Höhepunkte gab es bei dieser Installation?

"Einer der größten Momente ist die Bestätigung, dass alle Halte- und Zugangssysteme, an denen wir seit Wochen gearbeitet haben, funktionieren. Aber der eigentliche Höhepunkt ist natürlich der Abschuss des Feuerwerks!"

© Phil BenceLetzte Tests des Systems vor dem Abschuss.

 

Wie wird ein solches Ereignis organisiert? 

"Jedes Projekt beginnt mit einer Besichtigung des Standortes, bei der wir uns ausmalen und überlegen, wie wir an das Projekt herangehen sollen… Zwischen diesem ersten Besuch und dem Abschuss des Feuerwerks liegen Wochen intensiver Arbeit (Vorbereitungen, Tests, Herstellung, Aufstellung von Zeitplänen, Sicherheitsmaßnahmen, Vorgehensweisen), bevor wir zum Veranstaltungsort aufbrechen. Was auch geschieht, am Tag der Veranstaltung muss alles fertig sein!"

© Phil BenceJeder Gegenstand hat seinen festen Platz, alle müssen äußerst konzentriert arbeiten. Hier holen Max und Eric eine Feuerplatte.

Mit welchen Seilzugangstechnikern arbeitet ihr? Benötigen sie spezielle Fachkenntnisse?

"Das Team der Seilzugangstechniker, das bei unseren Montagen zum Einsatz kommt, besteht aus Personen, die über weitreichende Kompetenzen in der Ausbildung und Weiterentwicklung seilunterstützter Arbeitstechniken verfügen. Ein Großteil von ihnen nimmt an der Ausrichtung der französischen Meisterschaften der Seilzugangstechniker oder beispielsweise am Petzl RopeTrip teil. Die meisten von ihnen sind Trainer oder Outdoor-Sportler: Höhlenführer, Mitglieder der französischen Höhlenrettungsorganisation, Kletterlehrer oder Bergführer. Mit diesen Teams wird jedes Projekt zu einer Expedition! 

Eine wichtige Voraussetzung für diese Art von Projekten sind Erfahrung und die Fähigkeit eigenständig zu arbeiten. Auch wenn mehrere Teams an dem Projekt beteiligt sind, wird die Arbeit meistenteils in Gruppen von 3 oder 4 Personen  eigenständig ausgeführt.

Die Fortbewegung bei unseren Installationen erfolgt häufig am Seil, vor allem beim Aufstieg. Gurte wie der FALCON ASCENT sind für unsere Anforderungen bestens geeignet. Dies gilt insbesondere für die jüngste Version, die auch ohne Sitzbrett äußerst komfortabel ist. Ein anderer wichtiger Vorgang ist das Heben von Lasten. Dabei sind Seilrollen wie die PRO TRAXION von großem Nutzen für uns."

© Phil Bence

Cédric und Jacques machen sich für den Abstieg bereit. Teamarbeit, Koordination und Kommunikation sind die zentralen Faktoren, um die Sicherheit zu gewährleisten.

 

Ein kurzes Wort zum Abschluss?

"Wir erleuchten seit mehr als 17 Jahren mit großer Freude und Leidenschaft bedeutende Bauwerke und hoffen, dass wir dies noch lange tun können!"

© Phil BenceFred konzentriert sich vor dem Start.

 

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